Glas

HINTER DEN LIDERN

PULSIERT INTENSIVES ROT

DIE MITTAGSSONNE

STEHT KAUM EINE HANDBREIT ÜBER

SANFT WIEGENDEN BAUMWIPFELN

2016_glas

Die Zeit des barfüßigen Scherbensammelns ist beendet. Aus einem grauen Himmel fällt ein klamm machender Nieselregen, der durch den dampfenden Tee ein wenig gemildert werden kann. Zwischen dem Schreiben hier und dem sonnigen Augenblick liegen 750 km Wegstrecke Richtung Norden  und knapp 3 Wochen, die eine Ewigkeit entfernt scheinen, die dann aber doch so schnell vergangen sind, dass das Schreiben dieser Zeilen bereits lange erledigt sein sollte.

Zeit wurde messbar gemacht, entzieht sich jedoch, wie so vieles andere auch, erfreulicherweise immer wieder der objektiven Wahrnehmung.

Aber nichtsdestotrotz, für alle, die mich hier vermisst haben sollten, ich bin wieder in meiner Melodie.

die Anlieferung

2016_warten

unbewegt wartend/
verfolgt sein auge den tanz/
himmel und hölle/
ein augenblick heraus – in/
das gesicht des betrachters

Gut angekommen bleibt noch Zeit für eine skizzenhafte Beschreibung:

Zwei Arbeiten aus der Werkgruppe von Fotoarbeiten, die als Collagen ausgeführt sind. Grundlage bilden Scans aus Zeitungen/Zeitschriften bzw. eigene Fotografien. Kennzeichnend für diese Werkgruppe ist das quadratische Format von 74×74 cm mit dem seitlichen, wellenförmigen Rand.

Zwischen den einzelnen Arbeiten gibt es jeweils Bezüge zueinander bzw. zu vergangenen Arbeiten. Hier die Tänzerin, die bei einer Performance im Kunstverein Wolfsburg (2011) meine Arbeit „ausgespielt“ von 2006 verändert, der Bussard, der ruhig auf das Ende des Tanzes wartet und durch das Loch in der Wange der Frau, diesmal den Betrachter der Arbeit beäugt. Es gibt noch mehr Geschichten, die sich um jede einzelne dieser Arbeiten bauen lassen, doch ein wenig soll natürlich dem realen Betrachter überlassen werden.  

Allen Arbeiten liegt ein identischer Aufbau zugrunde. Die Fotoarbeit liegt zwischen dem Bildträger aus Holz in der Größe 74×74 cm und einer, auf das Fotopapier aufgetragenen Schlussfirnisschicht.

Eine Firnisschicht bildet den Abschluss aller Arbeiten, die über die Jahre auf der Grundlage von Fotografien entstanden sind. Sie liegt auf der glänzenden Oberfläche des fotografischen Abzugs und erzeugt einen gemäldeähnlichen Glanzgrad. Mit der Haptik verändert sich auch die Wahrnehmung; Staubeinschlüsse werden zugelassen, Pinselspuren sichtbar.

Die Genres verschmelzen, keine Schublade passt.

 

Im Ohr…dein Schweigen

Im Ohr dein Schweigen

Druckfrisch. Nach dem anonymen Auswahlverfahren für ein internationales Anthologie-Projekt von Ingo Cesaro ist eine bibliophile Edition mit dreizeiligen Kurzgedichten in Haiku-Form entstanden.

Die Anthologie ist im Handsatz mit Bleisatz gesetzt, im Buchdruck auf Werkdruckpapier im Japanblock gedruckt und mit Durchstichbindung handgebunden.

Die Auflage beträgt 500 Stück.

Auch von meinen eingereichten Kurzgedichten sind einige in der Anthologie zu finden. Hier neben einem in der Anthologie veröffentlichten, noch ein unveröffentlichtes. 

Hände halten, als
die Maschinen abgestellt
am Bett des Vaters

 

 Lärm der Zikaden
unter schützenden Pinien
dann plötzlich – Stille