Atelierbesuch

Im Zuge seiner öffentlichen Atelierbesuche machte der Kunstverein Wolfsburg in der letzten Woche bei mir Station.

Der Raum füllte sich bis an seine bescheidene Grenze, die mit ca. 25 Personen in meinem Atelier erreicht war. Zum Glück war es an diesem Tag noch nicht so heiß wie die Tage danach, sonst hätte ich Wasser in die Menge versprühen müssen, wie auf diesen Konzerten, bei denen man vor der Bühne steht und keinen Platz mehr zum Umfallen hat, während die Sonne auf die Häupter brät.

Rosas Traum war noch einmal aufgebaut, in der nun 3. Version und erwartete die Gäste im Garten. Die ersten Auflösungserscheinungen an den Stühlen zeigen sich. Dieses ist dem Wetter geschuldet, dem die Installation im letzten Jahr über die Monate an der freien Luft ausgesetzt war.

Es war spannend, mal wieder vor Publikum das eigene Arbeiten live zu reflektieren. Die beiden Moderatoren Daniela Guntner vom Vorstand des Kunstvereins und Dr. Justin Hoffmann als Geschäftsführer haben meine sprachlichen Verschachtelungen und Abschweifungen, denen ich doch manchmal beim Erzählen unterliege, für die Zuhörer in verständliche Bahnen gelenkt. Als der letzte Gast ca. 2 Stunden nach Ende des Gesprächs meine präparierten Arbeitsräume zufrieden verlassen hatte, schob ich das Umräumen, damit die reale Arbeitssituation wieder hergestellt wird, auf den nächsten Tag.

danach…
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davor…
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bereit…
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das Interview – INDIGO MAGAZIN im August

In der August Ausgabe des Wolfsburger Indigo Magazins ist ein Interview zu dem Ausstellungsprojekt Rauschbilder erschienen. Der komplette Text ist dort zu finden -> Interview RAUSCHBILDER.
Hier an dieser Stelle der Beginn des Artikels:
 
Volker Veit über seine „Rauschbilder”

Ein Bad im Raum

 Kunst verbindet: Im großen Schwimmerbecken des Hallenbades wird der Wolfsburger Künstler Volker Veit am 27. August sowie am 12. und 30. September mit dem Tanzenden Theater seine Installation „Rauschbilder” in Performances live entstehen bzw. verwandeln lassen.

Was genau bedeutet „Rauschbilder“?
Mein ursprünglicher Arbeitstitel „Rauschbilder“ hat sich als Titel für das gesamte interdisziplinäre Ausstellungsprojekt festgesetzt. „Rauschbilder“ sind die Bilder, die sich als Fundus in unseren Köpfen angesammelt haben und je nach Situation unser Handeln und Denken beeinflussen. In der Installation wird es zum Beispiel eine Wellenbewegung im großen Becken geben, die sich auf die Schräge zu bewegt. Diese Bewegung kann sowohl als etwas Bedrohliches gesehen werden, wenn wir an Umweltkatastrophen denken, aber auch als einen schönen Sommertag am Strand. Das gesamte Projekt setzt sich thematisch mit Ereignissen auseinander, die Menschen in den Grundfesten ihrer Existenz erschüttern können, ebenso reflektiert es mögliche Reaktionen der Betroffenen auf diese Irritationen. Die Bandbreite kann hierbei von Resignation und Verzweiflung bis zur Entwicklung von neuen Lebensentwürfen führen.

Wer ist an der Realisierung des Werkes insgesamt beteiligt?
Die Projektidee stammt von mir und das Gesamtkonzept habe ich dann mit Sabine Thanner vom Tanzenden Theater erarbeitet. Eingebunden sind nahezu alle Ensembles des TTW, vom Profiensemble bis zur Junior Company, sowie natürlich viele Helfer im Hintergrund. Eine große Bedeutung kommt auch der Wolfsburger Bevölkerung zu. Durch verschiedenste Aufrufe in den Printmedien seit Anfang des Jahres ist diese aufgerufen Holzstühle für das Projekt zu spenden, die ein wichtiger Teil der Installation werden. Somit erhalten Menschen, die sich normalerweise nicht mit Kunst auseinandersetzen, die Möglichkeit an der Realisierung teilzunehmen. 

Welche künstlerischen Mittel verbindet die Installation?
Das Projekt verbindet die bildende Kunst in Form einer Installation, die sich über die Dauer der Ausstellungszeit kontinuierlich verändert, mit der darstellenden Kunst in Form von drei verschiedenen Performances, die auf die Installation reagieren.

Wie kam die Idee einer Kooperation mit dem Tanzenden Theater zustande?
Mit Sabine Thanner bin ich schon seit längerer Zeit im Gespräch um ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. 2007 standen wir schon einmal kurz vor der Realisierung eines  übergreifenden Projektes aus Tanz und Fotografie. Das ist dann aber leider gescheitert. Die Fotos sollten in einem nicht mehr genutzten Gebäudeteil einer Industrieanlage realisiert werden. Am Ende hat der Hausherr das Projekt gekippt, da die auf den Arbeiten zu sehenden Gebäudeteile nicht der gewünschten Außenwirkung entsprachen. Bei diesem Projekt habe ich die erste Idee Sabine Thanner vorgestellt und wir konnten uns schnell darauf einigen, das Projekt in Angriff zu nehmen. Auch hier musste natürlich Frank Rauschenbach, der Geschäftsführer des Hallenbades, vom Projekt begeistert und überzeugt werden, bevor der endgültige Start im November des vorherigen Jahres gegeben werden konnte. Seit diesem Zeitpunkt laufen auch bereits die Vorbereitungen.
 

Interview: Sebastian Heise,  Indigo Magazin

noch ein Interview

 Zu diesem Gesprächstermin haben wir uns in seiner Werkstatt verabredet. Bei meinem Eintreffen, werde ich bereits erwartet. Er geht voran die Stufen hinauf, den Flur entlang bis ans Ende. Öffnet die Werkstatttür und lässt mich eintreten.

interview-entwurfe

Auf dem Boden breiten sich Leinwände aus, die mit Vergrößerungen von Fotografien bedeckt sind. Die Vergößerungen sind teilweise zerschnitten. An einer Wandseite lehnen Leinwände und Sperrholzplatten, die mir ihre Rückseite zeigen und meine Neugier wecken. Doch der Grund meines Besuchs sind diesmal die in den Ecken zusammengerollten, transparenten Papiere. Diese Rollen enthalten die Entwürfe über die wir sprechen wollen. Flach auf einem Werkstatttisch liegen, um den Schneideplatz für die Vergrößerungen platziert, die Entwürfe für die auf dem Boden liegenden, im Entstehen befindlichen Arbeiten. Er beugt sich über den Tisch, schiebt mir vorher den einzigen Hocker des Raumes entgegen und beginnt, ohne meine erste Frage abzuwarten, zu sprechen.

Gespannt bin ich, ob mein Entwurf für dieses Interview, zumindestens ansatzweise erhalten bleibt.

Wie du siehst arbeite ich gerade an Bildern, über die wir bei unserem letzten Gespräch vor einem Jahr (siehe Artikel „ein Interview“) geredet haben. Die Bilder zeigen Treppenhäuser vom Block 1 auf dem PRORA-Gelände. Da es sich bei den Arbeiten um keine Dokumentation handelt, nutze ich die mir gegebene künstlerische Freiheit und füge zum Beispiel weitere Stockwerke ein, die es in der Realität nicht gibt. Das Einfügen geschieht auf eine Weise, die es nur dem ortskundigen Betrachter gestattet dieses auf Anhieb zu erkennen. Ich übertrage die vor dir liegenden Entwürfe, die eine erste grobe Ausarbeitung der umzusetzenden Idee darstellen, hier mit den endgültigen Vergrößerungen auf die Leinwände.

Entschuldige, dass ich dich unterbreche. Die Entwürfe entsprechen ja noch nicht der entgültigen Größe der geplanten Arbeit. Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Wie du siehst, haben die Vergrößerungen der Entwürfe ein Standardmaß, das du dir an jeder beliebigen Ecke anfertigen lassen kannst. Diese Vergrößerungen benutze ich zur Auswahl der verwendeten Fotografien für die endgültige Arbeit. Gleichzeitig lege ich mit Ihnen die Positionen untereinander fest und fixiere diese auf Transparentpapier. Damit sind erst einmal die Seitenverhältnisse festgelegt. Habe ich mich dann entschieden welche Größe die endgültige Arbeit erhalten soll, kann ich relativ einfach die benötigte Vergrößerung für die Fotografien errechnen. Diese Vergrößerungen lasse ich dann von einem Fachlabor erledigen.

Heißt das, dass ein einmal fixierter Entwurf auch dem Aussehen der fertigen Arbeit entspricht?

Was die Positionierung der einzelnen Vergrößerungen untereinander betrifft ist das bis auf kleine Korrekturen und wenige Ausnahmen richtig. Die Arbeit ist aber mit dem Aufbringen der Vergrößerungen auf den Bildträger keinesfalls erledigt. Jetzt setzt die weitere Bearbeitung ein, die notwendig ist um die von mir gewünschte, endgültige Bildwirkung zu erzielen. Als ich begonnen habe das Gesehene mit Hilfe fotografischer Mittel zu fragmentieren und auf dem Bildträger neu zusammen zu setzen, habe ich noch so gearbeitet, dass keine weitere Bearbeitung stattgefunden hat. Die Zusammenstellung der Fotos bildete eine Art Bildwolke, die keine Verbindung über deren eigenen Rand hinaus zum Rand des Bildträgers, zum umgebenden Raum hatte. Diese Position hat sich dann im Laufe der Zeit verändert.

Du erwähntest vorhin, dass diese Entwürfe die erste grobe Ausarbeitung des endgültigen Werkes darstellt. Werden die weiteren Arbeitschritte in weiteren Entwürfen vorbereitet?

Weitergehende Entwürfe von dieser Qualität entstehen meist nicht mehr. In dem Moment, in dem ich die Vergrößerungen auf dem Bildträger fixiere entstehen die nächsten Schritte im Kopf, die ich nur grob als Text oder Skizze aufschreibe. Dieses Schreiben und Skizzieren dient lediglich dazu den Gedanken aus dem Kopf zu bekommen um konzentriert weiterarbeiten zu können. Diese Papiere verschwinden meist wieder nachdem der Gedanke umgesetzt ist.

Könntest du dir vorstellen, wenn du von einer gewissen Qualität der Entwürfe sprichst, dass diese als eigenständige Arbeiten bestehen können?

Als eigenständige Arbeiten sehe ich sie im Moment noch nicht, doch kann ich mir vorstellen diese Entwürfe einmal im Kontext mit fertigen Arbeiten zu zeigen. Zumal sie den Gesamtumfang der möglichen Arbeiten darstellen, die selten alle realisiert werden.

ein Interview

Ich saß schon etwas früher an meinem Platz. Er betritt das Café mit einer Rolle unter dem Arm. Sieht mich, kommt auf mich zu, schiebt einen zweiten Tisch heran und breitet die Rolle vor mir aus. Vor mir entstehen Fassaden, Ausblicke aufs Meer, Kaimauern. Alles aus der Zeit gerissen, menschenleer. Die normalen, gewohnten Sehgewohnheiten für Fotografien scheinen außer Kraft gesetzt. Ein Entwurf legt sich über den anderen, rutscht teilweise von den Tischen. Er setzt sich zu mir, es geht los. Wir duzen uns, kennen uns sozusagen von Geburt an.

Wie bist du auf den Gebäudekomplex PRORA gekommen?
Anlässlich eines Urlaubs auf Rügen habe ich bei einem Strandspaziergang dieses Gelände entdeckt. Von Entdecken kann natürlich nicht wirklich die Rede sein. Die Gebäude schmiegen sich auf eine Länge von über 2 Kilometern an die Bucht, nur leicht versteckt von einem Baumgürtel. Beim Ablaufen des Außenbereichs beschlich mich ein bekanntes Gefühl. Das Gefühl, diesen Komplex eine Zeitlang zum Mittelpunkt meiner kreativen Arbeit machen zu müssen. Es zwingt mich, mich mit diesem Komplex auseinander zu setzen und mich gleichzeitig mit der Geschichte zu beschäftigen, die dahinter steht. Die auch ein Teil der eigenen Geschichte, ein Teil des Wissenwollens um diese Geschichte ist. Alles weitere läuft dann wie von selbst. Fotogenehmigungen besorgen, Konzept festlegen, Lektüre beschaffen, recherchieren. Ein Stein fügt sich zum anderen.

Worin besteht für dich der Zusammenhang mit der eigenen Geschichte?
PRORA ist ja bekanntlich aus dem „Kraft durch Freude-Gedanken“ entstanden. Hier liegt auch irgendwie die Wiege des Massentourismus. Während der Nazidiktatur sollten hier jeweils 20000 Menschen aus dem Reich für 14 Tage Urlaub machen können. Die Stadt, in der ich lebe und arbeite, hat ihre Entstehung ebenfalls dieser Zeit und diesem Gedanken zu verdanken. Wolfsburg wurde gegründet als „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ und wenn man dann noch bedenkt, dass mein Großvater 1938 in diese Stadt kam, um hier zu arbeiten und zu leben, gibt es in diesem Fall sogar eine Verbindung zur eigenen, persönlichen Geschichte. Die Beschäftigung mit dieser bringt einen an Orte, die erst aus der zeitlichen Entfernung andere Einblicke gestatten. Zwei Generationen später fällt es leichter, sich auseinanderzusetzen um zu verstehen und aus diesem Verständnis heraus es auch besser zu machen.

Gibt es solche Verbindungen in allen deinen Arbeiten oder bildet dieser Komplex hier eine Ausnahme?
Es gibt immer Verbindungen. Sei es zur eigenen Geschichte, sei es zu den Ideen, die einen über die Jahre verfolgen. Alles ist irgendwie miteinander verbunden. Losgelöst voneinander kann nichts betrachtet werden. Das ist doch auch generell im Leben so. Ich kann nicht leben, ohne dass ich mit meinem Leben Einfluss nehme auf das Leben anderer, bewusst oder nicht. Genauso verhält es sich mit meinen Arbeiten. Nun aber auch zurück zu diesen. Auch und gerade das Thema PRORA/KdF und meine persönliche Geschichte konnte ich für eine Arbeit umsetzen, die ich für die Ausstellung „NON-STOP – ein Projekt zur Ambivalenz von Krieg und Frieden“ des Kunstvereins Wolfsburg 2005, gemacht habe. Es tauchen immer Querverweise zu anderen Arbeiten auf; teilweise finden sich dann auch Inhalte aus früheren Arbeiten wieder.

Zurück zu den Entwürfen, die du vor mir ausgebreitet hast: wie sind diese entstanden bzw. wie geht es weiter?
Von dem Urlaub auf Rügen hatte ich kein Material zum Bearbeiten mitgenommen. Ich wollte und musste somit noch einmal wiederkommen, es musste erst einmal sacken und vor dem inneren Auge die kreative Beschäftigung stattfinden. Ich habe mir erst einmal eine Fotogenehmigung besorgt, weil ich in einem der geschlossenen Gebäude fotografieren wollte und diese Gebäude unter staatlicher Aufsicht stehen. Zwei Jahre später war ich dann wieder vor Ort, mit Kamera und der gesammelten Lektüre. Von dort mitgenommen habe ich dann das Rohmaterial, aus denen die Entwürfe entstanden, die dann Grundlage für das weitere Arbeiten waren und sind. So arbeite ich grundsätzlich an meinen Themen und durch diese langsame Bearbeitung kommt es zu den Vernetzungen untereinander. So dass immer mehrere, nennen wir es Werkgruppen, parallel in Bearbeitung sind und teilweise, trotz der unterschiedlichen Themen, miteinander wachsen. Dem Betrachter und seiner Fantasie, seinem eigenen Gedächtnishorizont fällt es dann wie überall zu, diese Arbeiten in sein eigenes Erleben zu betten und mit Leben zu füllen.