Atelierbesuch

Im Zuge seiner öffentlichen Atelierbesuche machte der Kunstverein Wolfsburg in der letzten Woche bei mir Station.

Der Raum füllte sich bis an seine bescheidene Grenze, die mit ca. 25 Personen in meinem Atelier erreicht war. Zum Glück war es an diesem Tag noch nicht so heiß wie die Tage danach, sonst hätte ich Wasser in die Menge versprühen müssen, wie auf diesen Konzerten, bei denen man vor der Bühne steht und keinen Platz mehr zum Umfallen hat, während die Sonne auf die Häupter brät.

Rosas Traum war noch einmal aufgebaut, in der nun 3. Version und erwartete die Gäste im Garten. Die ersten Auflösungserscheinungen an den Stühlen zeigen sich. Dieses ist dem Wetter geschuldet, dem die Installation im letzten Jahr über die Monate an der freien Luft ausgesetzt war.

Es war spannend, mal wieder vor Publikum das eigene Arbeiten live zu reflektieren. Die beiden Moderatoren Daniela Guntner vom Vorstand des Kunstvereins und Dr. Justin Hoffmann als Geschäftsführer haben meine sprachlichen Verschachtelungen und Abschweifungen, denen ich doch manchmal beim Erzählen unterliege, für die Zuhörer in verständliche Bahnen gelenkt. Als der letzte Gast ca. 2 Stunden nach Ende des Gesprächs meine präparierten Arbeitsräume zufrieden verlassen hatte, schob ich das Umräumen, damit die reale Arbeitssituation wieder hergestellt wird, auf den nächsten Tag.

danach…
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davor…
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bereit…
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kunst…hier und jetzt – das Wochenende

Unweit des Ortes an dem vor drei Jahren die Rauschbilder stattgefunden haben, prasselte es am ersten Tag von Kunst…hier und jetzt 7 Stunden auf das Dach meiner Behausung für dieses Wochenende. Ließ die Acrylfarbe auf den Leinwänden bis zum Abend nicht annähernd trocknen, so dass ich an diesem Tag lediglich Rosas Traum im Garten aufgebaut hatte.

Die Fotos zeigen ein anderes Bild, als das eben beschriebene. Sonnenzeit war am Sonntag angesagt. Weitere Acrylschichten trockneten in Rekordzeit. Zu Rosas Traum gesellten sich die Leinwände, die Abreibungen von den Bäumen konnte ich trockenen Fußes erledigen.

Am Abend in der Dunkelheit das ASYL wieder verlassen, um in der Heimat die Leinwandarbeit fertig zu stellen. Auch Rosas Traum erlebt eine Veränderung. Sie hat genügend Zeit im Außenraum verbracht.

LYSA_Rosa

AS_Rosa

Aussenatelier

Arbeitsplatz

Rosas Traum – Verlängerung

„die Rosa bleibt“ und so ist es geschehen, dass im Garten der Torhaus-Galerie in Braunschweig, Humboldstrasse 34, die Installation „Rosas Traum“ über den ursprünglichen Ausstellungszeitraum noch bis Anfang Oktober zu sehen sein wird.
Danach wird umgezogen in einen anderen Garten, diesmal in Wolfsburg, wo am Wochenende des 12./13. Oktober, in einem Freiluftatelier die Installation „ASYL“ entstehen wird.

Neben „Rosas Traum“ ist im Garten der Torhaus-Galerie das „Gardinenlabyrinth“ von Christin von Behrbalk verlängert zu sehen.

Rosas Traum – Fiktion

Kurz vor dem Aufwachen aus einem unruhigen Schlaf, in den Rosa Luxemburg während des Schreibens an ihrem Manuskript gefallen ist, läuft das Schauspiel im Kopf auf Hochtouren. Die Blätter ihres Textes „Das Offiziösentum der Theorie“ liegen unsortiert, dicht beschrieben auf dem Schreibtisch. Mit dem Kopf ruht sie auf der Tischplatte, eingeklemmt dazwischen eine Manuskriptseite mit der Textpassage [1]:

 …zusammen mit diesem revisionistischen Drittel die Mehrheit gebildet hat, das war jene unentschlossene und schwankende Schicht der Mitte, die Bebel in Dresden, nach den bekannten Bezeichnungen des Konvents der Großen Französischen Revolution, den Sumpf genannt hat:

„Es ist immer und ewig der alte Kampf, hier links, dort rechts, und dazwischen der Sumpf. Das sind die Elemente, die nie wissen, was sie wollen, oder, besser gesagt, die nie sagen, was sie wollen. Das sind die ‚Schlaumeier‘, die immer erst horchen: Wie steht‘s da, wie steht‘s hier? die immer spüren, wo die Majorität ist, und dorthin gehen sie dann. Diese Sorte haben wir auch in unsrer Partei. Eine ganze Anzahl ist jetzt bei diesen Verhandlungen ans Licht des Tages gekommen. Man muss diese Parteigenossen denunzieren (Zuruf: ‚Denunzieren!?‘), ja, ich sage ja, denunzieren, damit die Genossen wissen, was das für halbe Leute sind. Der Mann, der wenigstens offen seinen Standpunkt vertritt, bei dem weiß ich, woran ich bin, mit dem kann ich kämpfen, entweder er siegt oder ich, aber die faulen Elemente, die sich immer drücken und jeder klaren Entscheidung aus dem Wege gehen, die immer wieder sagen: Wir sind ja alle einig, sind ja alle Brüder, das sind die allerschlimmsten! Die bekämpfe ich am allermeisten.“

Die Rolle dieses „Sumpfes“ ist — trotz der Unentschiedenheit…

Um sie nicht um ihre verdiente, wenn auch unruhige Ruhe zu bringen, begeben wir uns leise an den Platz des Schauspiels im Inneren ihres Kopfes.  

Rückenansicht

Hier nun befindet sie sich schreibend ebenfalls in diesem Zimmer, in dem sie gerade schläft. Nach einem sonnigen, ruhigen Tag, den sie vorwiegend schreibend verbrachte, beginnt es dunkel zu werden und beim Strecken des angestrengten Rückens, fällt ihr Blick auf den Kalender. Mit dem Erkennen der Jahreszahl, die das Jahr 2013 zeigt, hier muss dem Drucker ein Fehler unterlaufen sein oder sich jemand einen Spaß erlaubt haben, wechselt plötzlich der Ort an dem sie sich befindet.

Hand links

Aus ihrer Welt gerissen steht sie in einem Garten mit Geräuschen und Gerüchen, die ihr nicht unbekannt, doch verändert, befremdlich vorkommen. Aus einer offenen Tür dringen Gläserklirren, Stimmfetzen und Gelächter, wie von einer ausgelassenen Gesellschaft an ihre Ohren, hinaus auf die Straße und in den Garten, in dem sie eingesunken bis zur Hüfte steht. Ihre Kleidung ist ihr zu groß, einem Reptilienpanzer ähnlich aufgebauscht, so dass sie nicht am Körper anliegt. Wachse ich noch hinein? Schützt er mich? Vor ihr stehen eine Anzahl Stühle ohne Sitzfläche, die wie sie, eingesunken in der Fläche stehen. Hat sich die nicht festlegende, wankelmütige Mitte endlich aufgemacht um Position zu beziehen? Können diese Stühle endlich versinken oder muss sie weiterhin an ihnen rütteln um sie aufzurichten, um sie endlich frei zu bekommen?

Während sie in ihre Fragen versunken ist, treten aus der Tür, die auf einer tieferen Ebene liegt als ihre Gartenfläche, Personen aus der feiernden Gesellschaft. Wer feiert wen? Was hat sich geändert auf dem Weg zu einem guten Leben? Sie schaut zu ihnen, hebt den Arm um ihnen zu winken

und wacht auf, lächelt, ich bin noch da…1913.

[1] In: Rosa Luxemburg-Gesammelte Werke, Band 3, Berlin 1973

Rosas Traum – Kontext

Der historische Anlass für das Braunschweiger Themenjahr 1913 – zwischen Monarchie und Moderne ist die Hochzeit des Welfenprinzen Ernst August III. mit der Kaisertochter Victoria Luise von Preußen, durch die der Welfe auf den braunschweigischen Herzogsthron gelangte.

Gitter

Während die Feierlichkeiten in den Palästen längst im Gange waren, gingen bereits 1913 die Massen auf die Straße um von Rosa Luxemburg organisiert gegen den Balkankrieg zu demonstrieren. Sie schrieb in ihren Schriften gegen den Sumpf im Text „Das Offiziösentum der Theorie (1913)“ [1]

„Wer diesmal zusammen mit diesem revisionistischen Drittel die Mehrheit gebildet hat, das war jene unentschlossene und schwankende Schicht der Mitte, die Bebel in Dresden, nach den bekannten Bezeichnungen des Konvents der Großen Französischen Revolution, den Sumpf genannt hat:

„Es ist immer und ewig der alte Kampf, hier links, dort rechts, und dazwischen der Sumpf. Das sind die Elemente, die nie wissen, was sie wollen, oder besser gesagt, die nie sagen, was sie wollen (…) die faulen Elemente, die sich immer drücken und jeder klaren Entscheidung aus dem Wege gehen, die immer wieder sagen: Wir sind ja alle einig, sind ja alle Brüder, das sind die allerschlimmsten! Die bekämpfe ich am allermeisten.“ (…)

An der Aktualität des Textes hat sich bis heute wenig geändert, lediglich die Protagonisten sind andere. Mit der Installation Rosas Traum wird der Sumpf nun in den Garten der Torhaus-Galerie verlegt.

[1] In: Rosa Luxemburg-Gesammelte Werke, Band 3, Berlin 1973

BBK Künstlerfest – Royalist oder Skeptiker?

2013 BBK Künstlerfest

Das Themenjahr der Stadt Braunschweig 1913 – zwischen Monarchie und Moderne spaltet wunderbar und passend zur Sommersonnenwende feiert der BBK Braunschweig als Beitrag zu eben diesem Themenjahr sein BBK Künstlerfest – Royalist oder Skeptiker?.

Das Ergebnis der Beschäftigung mit dem Thema und des Festes wird noch weitere 3 Wochen als Ausstellung zu besichtigen sein.

Mein Beitrag hierzu ist die Installation Rosas Traum, die im Garten der Torhaus-Galerie zu sehen sein wird.

Dazu an dieser Stelle, im Laufe der nächsten Tage, mehr.